Vorgereist

Almut Wegner

Künstlerin und Gastgeberin in Uchisar / Kappadokien

„Vor vielen Jahren, als das Ei noch im Stroh lag und der Esel am Himmel hing, kam ich mit meiner Familie in das kleine Dorf Uchisar in Kappadokien.“

„ … Ich war magnetisch angezogen von diesem Ort, wo über Jahrtausende Muttergöttinnen, Hethiter, Zoroaster und die ersten Christen lebten und der heute von den freundlichen türkischen Menschen bewohnt wird, welche  sagen: ‚Wenn wir Gäste bekommen, so ist dies ist ein Zeichen, dass Gott uns liebt.‘

Seit 27 Jahren lebe ich nun schon dort, in einem alten Höhlenhaus mit Tür in den Naturpark Kappadokien, umgeben von Gärten und Feenkaminen mit Felskirchen und Labyrinthen. Von den Terrassen kann man 100km über das Land sehen, bis zu dem fast 4000m hohen Vulkan bei Kayseri.
In Uchisar habe ich mehr oder weniger alleine meine sechs Kinder großgezogen, hunderte Bilder gemalt, Märchen geschrieben, viel Wäsche im Brunnen gewaschen, restauriert, leckeres Essen gekocht und viele wunderbare Menschen kennengelernt.

Augenblicklich arbeite ich mit einer Musikerin an dem Festessen der anonymen Sultanin, einem multimedialen Schauessen. Ich teile gerne mein Haus, diesen himmlischen Platz, mit anderen Menschen und freue mich über reisende Frauen mit denen ich meine türkischen Freundinnen besuchen kann. Der Orient war schon immer ein Platz, wo unterschiedliche Kulturen zusammen lebten, ein Ort der Poesie, der Geschichten.

Es ist sehr schade, wie durch die Politik die Angst vor der islamischen Kultur aufgeheizt wird und die Religionen benutzt werden, um Feindbilder und Angst zu schaffen. Auch in der Türkei und in Kappadokien leben die Menschen friedlich wie immer, obwohl die Medien ein anderes Bild zu vermitteln versuchen. Die Menschen hier verstehen nicht recht, warum plötzlich nur noch wenige Gäste kommen, … ob Gott sie womöglich… die Trauben und Äpfel hängen vorm Fenster und der Hahn kräht am Morgen …“